Infos Produktion 1992
von Walter Hasenclever und Kurt Tucholski / Regie und Mundartbearbeitung: Peter Widmer
Die Aufführungen
Premiere | Freitag 6.11.1992 im Propsteikeller Klingnau |
Spieldaten | 6./7./11./13./14./20./21./22. November 1992 |
Vorstellung | jeweils 20:15 Uhr Theaterbeiz ab 19:00 Uhr |
Eintritt | Erwachsene CHF 16.- Schüler/Studenten/Lehrlinge CHF 12.- |
Vorverkauf | Papeterie Brunner, Klingnau |
Die Personen
Darsteller | Kolumbus | Jonny Schifferli |
Vendrino | Heinz Baumgartner | |
Pepi | Bettina Buser | |
Erzbischof Trommlerin |
Susi Bopp | |
Moya | Jutta Hauenstein | |
Isabella Schiffsjunge |
Silvia Hübscher | |
König Ferdinand Diego |
Lorenz Capaul | |
Santangel Arzt Häuptling |
Nick Stöckli | |
Quintanilla Koch |
Marcel Erni | |
Page Offizier |
Margrit Weber | |
Page Eingeborene Marie |
Bernadette Capaul | |
Page Schlafender Anacoana |
Alice Schifferli | |
Rodrigo | Christine Widder | |
Gonzala Jägerin |
Brigitte Erni | |
Bernardi Medizinmann Amerigo |
Thomas Teller |
Bühnenbild |
Ruth Roth Andreas Mock Alice Schifferli |
Bühnenbau / Tribüne | Lorenz Capaul Jonny Schifferli Max Graf René Hübscher H.P. Bugmann |
Kostüme | Bettina Buser |
Maske | Christine Widder Wilma Müller Christina Andreatta |
Frisuren | Brigitte Vogel |
Technik | Theo Steiner Urs Steiner |
Souffleur | Martin Geiger |
Theaterbeiz | Kurt Blattner Silvia Hübscher |
Programmgestaltung | Martin Geiger |
Werbung | Marcel Erni |
Abendkasse | Bernadette Capaul |
Regie / Mundartbearbeitung |
Peter Widmer |
Das Stück und die Autoren
Vor 500 Jahren im Oktober lief Kolumbus nach einer langen Seefahrt mit seinen Mannen die Inseln in der Karibik an und traf mit den ersten Eingeborenen, den Indianern, zusammen. Er war bis zu seinem Lebensende überzeugt, den Seeweg nach Indien auf dem Westweg entdeckt zu haben. Kolumbus fuhr gegen Westen. Wäre er gegen Osten gefahren, hätte er keinen neuen Kontinent entdeckt. Tucholsky und Hasenclever hätten kein Theaterstück über die Entdeckung Amerikas geschrieben. Und schliesslich würde die Theatergruppe Klingnau kein Theaterstück zum Kolumbus-Jahr aufführen können.
Das Stück ist für 4 Frauen- und 23 Männerrollen geschrieben. Die Theatergruppe spielt es mit 6 Männern und 9 Frauen in einer leicht gekürzten Mundartfassung. „Kolumbus oder die Entdeckung Amerikas“ war schon vor der Erstaufführung als gesellschaftszersetzend beurteilt worden, weil Tucholsky das Heldentum hinterfragte. Und wenn einer kommt und euch vom Heldentum eines… etwas erzählen will, dann tut mit diesen Helden und Heldenverehrern das, was ihnen gebührt. LACHT SIE AUS… (Peter Panter)
„Das Stück will gar nicht gefährlich, sondern unterhaltend, witzig und ein bisschen lehrreich sein“, konstatierte Kurt Pinthus, ein Theaterkritiker. Kurt Tucholsky schrieb den (Kolumbumbus), wie er ihn in einem Brief liebevoll nannte, zwischen 1931 und 1932. Sein Freund, Walter Hasenclever, half ihm bei der Dramatisierung des Kolumbus-Stoffes, den er schon lange mit sich herumtrug. Die Komödie hatte am 24. September 1932 Premiere – und wurde nach zwei Vorstellungen abgesetzt (auf Drängen gewisser anonymer Stellen). Die Gründe hatten nichts mit dem Erfolg oder Misserfolg des Stückes zu tun, sondern mit der vielerorts (unerwünschten> Person Tucholsky. Jedenfalls verschwand das Stück von der Bühne und wurde mit Ausnahme der Schlussszene, in der (Weltbühne) nicht gedruckt.
Nach dem Krieg wurde es anlässlich Tucholskys 70. Geburtstag in Dortmund zum zweiten Mal wieder aufgeführt. Das Publikum empfand diese (Entdeckung Amerikas) als politische Parabel von , als (Schulfall der Geschichte).
Die Autoren, beide 1890 geboren und seit einer gemeinsamen Zeit in Paris (1926) Freunde, verkörpern bei aller individuellen und literarischen Unterschiedlichkeit die radikale, zeitkritische Literatur der 20er und 30er Jahre. Walter Hasenclever, Lyriker und – seit dem Stück (1921) – einer der meistgespielten deutschen Bühnenautoren der Zeit, starb 1940 im Exil: im französischen Internierungslager Les Milles nahm er sich vor den nahenden deutschen Truppen das Leben. Kurt Tucholsky nahm sich 1935 im Exil in Schweden das Leben.