Infos Produktion 1990
von Carlo Goldoni / Regie und Mundartbearbeitung: Nick Stöckli
Die Aufführungen
Premiere | Freitag 2.11.1990 im Propsteikeller Klingnau |
Spieldaten | 2./3./7./9./10./16./17./18. November 1990 |
Vorstellung | jeweils 20:15 Uhr Theaterbeiz ab 19:00 Uhr |
Eintritt | Erwachsene CHF 14.- Schüler/Studenten/Lehrlinge CHF 10.- |
Vorverkauf | Papeterie Brunner, Klingnau |
Die Personen
Darsteller | Ritter von Ripafrata | Andreas Würsch |
Marquis von Forlimpopoli | Peter Widmer | |
Graf von Albafiorita | Marcel Erni | |
Mirandolina, Gastwirtin |
Rahel Erni | |
Ortensia, Komödiantin | Brigitte Erni | |
Dejanira, Komödiantin |
Rahel Binder | |
Fabrizio, Kellner |
Heinz Baumgartner | |
Guiseppe, des Ritters Diener | Jan Da Rin |
Bühnenbild |
Alice Schifferli Benni Kaufmann sen. |
Bühnenbau / Tribüne | Lorenz Capaul Max Graf Hans Schifferle |
Maske | Susanne Zimmermann Annemarie Widmer Christine Widder |
Frisuren | Brigitte Birchmeier |
Requisiten | Sarah Nöthiger |
Technik | Theo Steiner Urs Steiner |
Souffleur | Martin Geiger |
Theaterbeiz | Kaspar Oswald Angelo Zambelli |
Programmgestaltung / Werbung | Marcel Erni |
Regie / Mundartbearbeitung |
Nick Stöckli |
Das Stück und die Autoren
“De Mirandolina ere Vatter isch scho es halbs Johr tod, und es jungs Mäitli so älei in ere Pension isch ä heikli Gschicht.” So äussert sich einer der Gäste in Mirandolinas Pension. Mirandolina ist zwar jung und hübsch und alleinstehend, aber keineswegs dumm. Mit viel Charme und Können leitet sie ihre Pension. Kein Wunder, dass um sie herum ihre Gäste und Diensten wie die Motten ums Licht schwärmen: Fabrizio, der erste Diener des Hauses, eigentlich noch von Mirandolinas Vater auf dem Sterbebett zum Schwiegersohn erkoren. Aber Mirandolina eilt es in dieser Beziehung nicht. Graf von Albafiorita, zwar nur ein erkaufter Graf, aber reich und fähig, ein Mann von Welt. Er bemüht sich sehr um die junge Wirtin, muss aber erkennen: “Trotz mym überwältigende Charme und all myne Gschänk wankt si no käs bitzli.” Der Marquis von Forlimpopoli stammt aus einem ebenso alten wie vornehmen Haus. Das ist aber auch schon alles, was er anzubieten hat; er steckt vor allem in chronischen Geldnöten. Giuseppe, ein weiterer Diener, er ist immer faul und immer hungrig. Die übrige Menschheit ist ihm egal – mit Ausnahme von Mirandolina. So weit hat alles seine Regelmässigkeit, bis eines Tages ein ausgekochter Frauenfeind, der Ritter von Ripafrata, in Mirandolinas Pension absteigt. Zwei Komödiantinnen, die ebenfalls neu eingetroffen sind und sich als adlige Damen ausgeben (was ihnen allerdings ausser dem hochadligen Marquis niemand glaubt), versuchen ihn zu bekehren, beissen sich aber an seiner Verstocktheit die Zähne aus. Mirandolina gegenüber führt er sich äusserst grob auf, so dass sie beschliesst, sich an ihm zu rächen. Ihr Ziel ist es, ihn in sie verliebt zu machen. Das Stück nimmt so seinen Verlauf: man verbrennt sich am heissen Glätteisen und an der Liebe, greift zum Degen, rennt gegen verschlossene Türen (Herzenstüren und Zimmertüren), brüllt vor Schmerz oder Schadenfreude, alle landen schliesslich im richtigen Hafen der Erkenntnis oder der Ehe.
Das Stück wurde von Carlo Goldoni, einem Italiener des 18. Jahrhunderts, verfasst. Er ist einer der berühmtesten Komödiendichter überhaupt, seine Stücke werden heute noch gespielt. Für seine Personen ging er von Commedia dell’arte aus, löste die Figuren aber aus ihrer starren Typisierung und verlieh ihnen einen persönlichen Charakter und eine Biografie. Die Theatergruppe verwendet für Ihre Aufführung eine schweizerdeutsche Bearbeitung von Nick Stöckli, der auch für die Regie verantwortlich zeichnet.
Die Autoren, beide 1890 geboren und seit einer gemeinsamen Zeit in Paris (1926) Freunde, verkörpern bei aller individuellen und literarischen Unterschiedlichkeit die radikale, zeitkritische Literatur der 20er und 30er Jahre. Walter Hasenclever, Lyriker und – seit dem Stück (1921) – einer der meistgespielten deutschen Bühnenautoren der Zeit, starb 1940 im Exil: im französischen Internierungslager Les Milles nahm er sich vor den nahenden deutschen Truppen das Leben. Kurt Tucholsky nahm sich 1935 im Exil in Schweden das Leben.